Von Kindern und Hunden

Was vor einigen Jahren noch selbstverständlich war, ist im Wandel der Zeit offenbar verloren gegangen. Und das, obwohl es allein in der Stadt Kiel 7800 gemeldete Hunde gibt (Stand 2017 – während der Pandemie hat sich die Zahl ganz sicher noch erhöht).

So wertvoll Hunde auch für Kinder sind – als Spielkameraden, zum Trösten, zur Bildung des Verantwortungsbewusstseins und der Empathie und für so vieles mehr – es gibt Grundregeln, die es immer zu Beachten gilt. Grundregeln, die bereits den Kleinsten vermittelt werden könnten und sollten. Für ein entspanntes Miteinander.

Mir selbst wurden diese goldenen Regeln noch beigebracht, obwohl wir damals keinen Hund hatten. Viele Menschen meiner Generation, mit denen ich mich unterhalten habe, ebenfalls. Doch schon zwei Generationen später schlägt den Hundehaltern Verständnislosigkeit entgegen. Selbst von so manchen jüngeren Hundehaltern.

Deshalb möchte ich einmal zusammenfassen, was ich selbst schon als kleines Kind vermittelt bekommen habe. In der Hoffnung, dass es wieder etwas verbreitet wird. Für Eltern und Erzieher. Für Hunde und Halter.

So wie jeder Mensch hat auch jeder Hund seinen eigenen Charakter. Kein einziger Hund verhält sich in allen Situationen akkurat gleich zu anderen Hunden. Von schüchtern über unsicher bis hin zu ängstlich. Von gleichgültig zu verschmust bis hin zu giftig. Von ruhig und gelassen bis hin zu wild und stürmisch in allen Abstufungen. Und aus verschiedensten Gründen und Anlässen. Es ist alles dabei, in allen Kombinationen.

In aller Regel wissen die Halter um die Stärken und Schwächen ihrer Vierbeiner und agieren/reagieren entsprechend. Deshalb:

1. Erst fragen – dann vielleicht streicheln!

Man sieht einem fremden Hund nicht an, ob er Kinder gewöhnt ist, ob er sie mag oder nicht, und angeleint kann ein Hund auch nicht mit Flucht reagieren, wenn er Angst haben sollte. Selbst ein kleiner, wuscheliger und unendlich süßer Schoßhund ist ein Hund, hat Zähne und weiß sie zu nutzen, wenn er nicht angefasst werden will.

Und selbst der größte, schwarze und gefährlich aussehende Riese kann den Charakter eines Schafs haben und nichts lieber mögen als von zarten Kinderhänden zu Boden geschmust zu werden. Deshalb gilt – Immer erst fragen! Bei jedem Hund.Und zwar aus sicherer Entfernung.

2. Nicht Rennen!

Auch hier muss ich einmal an gegenseitiges Verständnis appellieren. Und Verständnis kommt von Verstehen:

Hunde rennen, wenn sie spielen oder jagen. Wenn sie aufgeregt sind. Auch wenn sie Angst haben. Sind sie entspannt, traben oder trotten sie neben ihren Haltern her.

Rennen Kinder nun auf einen fremden Hund zu oder an einem fremden Hund vorbei, wertet ein Hund aus seiner Sicht das im besten Falle als Aufforderung zum fröhlich, aufgeregten Spiel – und im schlechtesten Fall als Bedrohung. 

Der Schreck bei Kindern und Eltern/Erziehern ist schon dann groß, wenn insbesondere junge, verspielte Hunde dann plötzlich senkrecht in der Leine stehen, bellen und mitrennen wollen. Und dabei ist es vom Hund noch lange nicht böse gemeint. Er möchte halt mit toben.

Ein Hund, der das aus Unsicherheit oder schlechten Erfahrungen heraus als Bedrohung wertet, reagiert optisch sehr ähnlich – und hat zusätzlich wieder einmal eine schlechte Erfahrung mehr gemacht, die es dem Halter erschwert, ihn mittelfristig davon zu überzeugen, dass Kinder keine Gefahr sind.

3. Die Sache mit den Stöckchen!

Hier sind sich die Kinder und Hunde größtenteils einig – mit Stöcken lässt es sich super spielen! Hunde tragen sie stolz herum, kauen sie genüsslich kaputt, apportieren sie begeistert. Wenn Herrchen oder Frauchen mit einem Stock wedeln, ist Spaß angesagt, wird gesprungen und gerannt. Also Aufregung pur.

Und dann gibt es noch die Hunde, die mit Stöcken keine großartigen Erfahrungen verbinden. Insbesondere bei den vielen Hunden aus dem Tierschutz sind schlechte Erfahrungen nicht auszuschließen. Und auch das sieht man den Hunden in der Regel nicht an. Schon gar nicht, wenn man selbst noch ein Kind ist.

Ein herumgewedelter Stock kann also je nach Hund Spaß oder Bedrohung bedeuten. Mit dem gleichen Ergebnis wie beim Rennen.

Wie laufen Begegnungen mit fremden Hunden also insbesondere mit Kindern am entspanntesten und ohne schlechte Erfahrungen für alle Beteiligten ab?

  • Geht ruhig am Hund vorbei – Ruhige Spaziergänger egal welcher Größe und welchen Alters sind langweilig für Hunde.
  • Wedelt nicht mit Euren Stöcken – Haltet sie einfach an Eurer Seite, während Ihr auf den Hund zu- oder am Hund vorbei geht.
  • Wenn Ihr Angst vor Hunden habt: schaut den Hund nicht an, ignoriert ihn einfach!
  • Wenn Euch der Hund gefällt: lächelt ihn im Vorbeigehen an – Hunde erkennen ein Lächeln!

Und niemals:

  • Nicht Rennen – nicht auf den Hund zu, nicht am Hund vorbei und auch nicht vor dem Hund wegrennen. Egal ob aus Spieltrieb, Jagdverhalten oder Angst – Hunde reagieren darauf.
  • Nie ungefragt zum Streicheln gehen – nicht jeder Hund mag angefasst werden. Nur der Besitzer kann sagen, ob der Hund freundlich reagiert oder nicht.
  • Nicht schreien/kreischen – Das macht vielen Hunden einfach Angst!

Noch ein wichtiger Extratipp:

Kinder, aber auch so mancher Erwachsene, neigen dazu, stehen zu bleiben und den Hund anzustarren, sei es aus Neugierde oder aus Angst. Wenn Sie das bei Ihrem Kind sehen, lenken sie es bitte ab. Erklären sie ihm, das Anstarren auf Tiere immer bedrohlich wirkt, auch wenn es nicht so gemeint ist. Selbst eine Katze kann, wenn sie angestarrt wird, die Krallen zeigen!

Und wenn Sie sehen, dass ein Halter mit seinem Hund an der extra kurzen Leine beiseite geht, um Sie mit Ihrem Kind oder Ihren Kindern vorbeizulassen – dann ignorieren Sie bitte die beiden und gehen ruhig vorbei. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass das Verhalten des Halters bereits einen Grund hat. Sie helfen damit dem Halter sich auf seinen Hund zu konzentrieren sowie auch dem Hund und Ihren Kindern keine (weiteren) schlechten Erfahrungen zu machen!

Vielen Dank!

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